Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Roth,
sehr geehrte Mitglieder des Gemeinderats der Stadt Villingen-Schwenningen,
wir schreiben Ihnen diesen offenen Brief, um unseren Unmut und unser Entsetzen über ihre
vergangenen Entscheidungen vom 16. November 2022 zu den Erhöhungen der Nutzungsentgelte für
die Sportstättennutzung und die gleichzeitig beschlossenen Energiesparmaßnahmen kundzutun.
Zunächst einmal möchten wir uns grundätzlich für die Sportförderung der Stadt Villingen-Schwenningen
bedanken und wissen diese sehr zu schätzen. Dennoch lassen sich die am 16. November 2022
getroffenen Entscheidungen sich kaum treffender, als mit folgender grotesker Aussage beschreiben:
„Ich erhöhe den Mietern die Miete und drehe ihnen zum Dank die Dusche und Heizung ab!“
Diese klaren Entscheidungen gegen das Ehrenamt, im Anschluss an eine der schwierigsten Zeiten, die
die Vereine durchleiden mussten, trifft jeden Sportler – und Wähler in Personalunion – tief ins Mark. Die
Corona-Pandemie hat uns Sportvereinen sehr viel abverlangt. Wir waren in der Vergangenheit immer
für die Stadt und die Bürger der Stadt da. Wir haben Ferienprogramme organisiert, sammelten den Müll,
fördern das Sozialverhalten, tragen zu einer gesunden Lebensweise bei und erstellen gemeinsam mit
den Schulen Konzepte für Kinder und Jugendliche.
Künftig gilt wohl – Vereinssport in Villingen-Schwenningen: das neue „Leuchtturmprojekt“ für „Ehrenamt?
Nein, danke!“ oder „Bitte woanders!“.
Mit der beschlossenen Erhöhung der Nutzungsentgelte für Sportanlagen hat jeder einzelne von Ihnen
eine katastrophale Situation geschaffen, die sich jeglicher Logik in Gänze entzieht. Das Resultat der
gefassten Beschlüsse ist ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Gebühren, der Seinesgleichen sucht
und mit der Förderung des Sports in Villingen-Schwenningen nun wirklich nicht mehr im Geringsten
vereinbar ist. Ein kurzer Rückblick: Die eigentliche Intention für die Überarbeitung der den
Nutzungsgebühren zugrundeliegenden Sportförderrichtlinien war die Schaffung eines einheitlichen,
nachvollziehbaren Werkes zur Sportförderung in Villingen-Schwenningen. Das Ergebnis hingegen lässt
sich nun nur noch fassungslos mit den Worten „Setzen 6!“ beschreiben.
Auch der Versuch, den Kinder- und Jugendsport durch die Gebührenerhöhung nicht zu belasten ist, wie
von uns mehrfach vorausgesagt, krachend gescheitert. Die Sportvereine haben mit enormen
Mehrkosten von vielen tausend Euro pro Jahr zu kämpfen, die nun zwangsläufig auf die Mitglieder
umgelegt werden müssen. Genauer, auf alle Mitglieder. Hierzu gehören im Wesentlichen auch die
Kinder- und Jugendlichen. Also genau jene, die doch gerade nicht mit höheren Kosten hätten belastet
werden sollen.
Besonders wütend macht uns die fast willkürlich anmutende Ungleichbehandlung der verschiedenen
Sportarten und das bemerkenswerte Zustandekommen der dem zugrundeliegenden Entscheidungen.
So wurde in der Gemeinderatssitzung eine Sonderregelung für den kostenintensiveren Schwimmsport
geschaffen, der Eishockeysport wurde hingegen quasi ignoriert und abgestraft. Die dortige
Gebührenerhöhung um das Achtfache ist das unwiederbringliche Aus für viele Hobbyteams, die derzeit
die Helios-Arena nutzen und derzeit noch für eine wichtige Grundauslastung sorgen. Künftig wird das
Kürzel „VS“ wohl nur noch schwer mit dem einst stolz durch uns geprägten Slogan „Vielfalt Sport“ zu
verbinden sein.
Damit nicht genug! Durch die Entscheidung der Absenkung der Temperatur in den Sporthallen auf 17
Grad und die Außerbetriebnahme der Warmwasserbereitung in allen 27 Turn-/ Sporthallen sowie 15
Sportplatzanlagen der Stadt Villingen-Schwenningen folgt der nächste herbe Einschnitt für uns Vereine.
Eine vernünftige ehrenamtliche Arbeit für das Gemeinwohl ist so kaum mehr umsetzbar.
Zudem gibt die Stadt Villingen-Schwenningen ein erbärmliches Bild nach außen ab. Wir zwingen
Sportler, die mehrere hundert Kilometer für einen Spieltag oder eine Sportveranstaltung nach VillingenSchwenningen anreisen, verschwitzt den Heimweg anzutreten.
Keine Frage, wir sind uns alle der aktuellen Lage bewusst und sind zweifelsohne bereit unseren Teil
zur sinnvollen und effektiven Einsparung von Energie beizutragen. Allerdings bitte mit Sinn und
Verstand und nicht durch puren Aktionismus. Insbesondere die Einstellung der Warmwasserversorgung
in den Sportstätten hat nicht im Geringsten etwas mit Energiesparen zu tun. Der Energieverbrauch wird
lediglich auf die Privathaushalte abgewälzt. Das schont nicht die Energiereserven, sondern einzig den
Haushalt der Stadt, bei gleichzeitiger Erhöhung der Nutzungsentgelte.
Als Folge der jüngsten Entscheidung zur Energieeinsparung verzeichnen viele von uns bereits jetzt
einen Rückgang im Trainingsbetrieb um 50 Prozent. Besonders betroffen sind die Kinder- und
Jugendarbeit und Angebote für Eltern mit kleinen Kindern. Wollen wir hier nach Corona schon wieder
den so wichtigen Kinder- und Jugendsport einschränken?
Daneben sind Sportarten mit Ruhezeiten zwischen den sportlichen Aktivitäten unter den gegebenen
Bedingungen kaum mehr durchzuführen. Der wichtige Reha- und Gesundheitssport kann unter diesen
Umständen sogar gar nicht durchgeführt werden. Das Risiko für die Gesundheit in den kalten Hallen
ohne Duschen steigt nachweislich. Ganz zu schweigen von dem latenten Schimmel und
Legionellenrisiko, welches durch die von Ihnen beschlossenen Maßnahmen erheblich ansteigt. Wollen
Sie die Bevölkerung dieser Gefahr sehenden Auges wirklich aussetzen? Der Schutz der Gesundheit
der Bürger sollte doch wohl bei jedem gewählten Volksvertreter an erster Stelle stehen. Vor wenigen
Monaten haben Sie noch Hygienekonzepte erstellt, jetzt wollen Sie die Menschen ungeduscht,
verschwitzt in kalten Hallen trainieren lassen und anschließend im Dunkeln nach Hause schicken.
Wir fordern Sie nachdrücklich auf, die Temperatur in den Sportstätten auf 20 Grad anzuheben und die
Warmwasserversorgung auf einem energetisch sinnvollen Level wiederherzustellen. Ferner fordern wir
Sie alle eindringlich auf, die Erhöhungen der Nutzungsbeiträge nochmals generell infrage zu stellen und
erneut in den Gremien zu behandeln. Es ist ihre Verantwortung und Pflicht dafür zu sorgen, dass VS
auch weiterhin für „Vielfalt Sport“ und nicht für „verdammt schlecht“ steht.
Mit sportlichen Grüßen,
Sportverband Villingen-Schwenningen e.V.
AC Germania 1896 Villingen e.V.
Basketballverein Villingen-Schwenningen e.V.
Billardverein Villingen-Schwenningen e.V.
Bogenclub VS e.V.
Curling Club Schwenningen e.V.
DjK Villingen e.V.
EHC Villingen-Schwenningen e.V.
FC 08 Villingen e.V.
FC Pfaffenweiler e.V.
FC Tannheim e.V.
FC Weilersbach e.V.
FK Bratstvo Villingen e.V.
FSV Schwenningen e.V.
Judoclub Schwenningen e.V.
Karate Dojo Shintaikan Villingen e.V.
Karate Dojo Villingen 1 e.V.
MFG VS e.V.
NK Zagreb Villingen-Schwenningen e.V.
Radsportverein Schwenningen
Rehasport VS e.V.
SSC Schwenningen e.V.
SV Rietheim e.V.
TG Schwenningen e.V.
TTC Villingen e.V.
TV 1848 Villingen e.V.
VfB Villingen e.V.
uvm.